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Madsius Ovanda im Interview

Madsius Ovanda nennt sich das Duo der beiden Musikerinnen und Musikpoduzentinnen Pia und Carina.

Gestern ist ihre neue EP „Unread Letters“ erschienen. Ich hatte die Möglichkeit die beiden zu der Produktion der EP und ihrer Zusammenarbeit zu befragen. Schon seit 10 Jahren machen die beiden zusammen Musik und sind wort-wörtlich ein eingespieltes Team.

Hallo ihr beiden! Am 20.05.22 kommt eure neue EP „Unread Letters“ heraus. Wie lange hat es gedauert, alle Songs zu sammeln und sie zu produzieren?

Manche der Songs spielen wir schon seit 2, 3 Jahren live und sie sind in der Zeit dann zu dem gewachsen, was sie heute sind. Andere sind im letzten Jahr entstanden. Wie lange es braucht, einen Song zu produzieren ist ganz unterschiedlich. Bei manchen geht es schneller, bei anderen hatten wir über einige Monate hinweg dutzende Versionen, bis wir endlich zufrieden waren. Wir wollten für jeden Song eine eigene Klangwelt erschaffen und haben uns viel Zeit damit gelassen, auszuprobieren, was am besten zur Stimmung passt. Außerdem war uns wichtig, dass die EP trotzdem auch als Gesamtwerk funktioniert und die Songs sich thematisch und musikalisch aufeinander beziehen. 

Das ist ja nicht eure erste EP, außerdem habt ihr auch schon ein Album veröffentlicht. Seit wann macht ihr denn zusammen Musik?

Genau, das ist unsere zweite EP nach „Into The Stars“, unsere erste Veröffentlichung aus 2018. Danach kam unser Debütalbum „Talking Underwater“. Wir kennen uns seit über 10 Jahren und haben gleich nach dem Kennenlernen angefangen Musik zu machen. Damals wohnten wir sogar in der gleichen WG, das war praktisch, da wir Carina’s Flügel und Pia’s Cello immer parat hatten und direkt loslegen konnten.
Madsius Ovanda gibt es jetzt seit 2018. 

Und wie ist der Name entstanden?

Der Name ist zusammengesetzt aus unseren Nachnamen „Madsius“ und „Ovanda“. Wir fanden, er klingt so vielschichtig wie unsere Musik. Er spiegelt auch gut den Duo Charakter unserer Zusammenarbeit wieder. 

Ich möchte natürlich auch ein bisschen mehr über die Produktionsseite eurer Musik erfahren. Ich habe gesehen, dass ihr beide mitproduziert. Wie seid ihr denn dazu gekommen?

Carina: Nach der musikalischen Früherziehung habe ich mich entschieden, Klavier lernen zu wollen. Ich war damals 4 oder 5 Jahre alt. Ich komme aus einer musikalischen Familie und war viel auf Festivals mit meinen Eltern und auf Konzerten meines Onkels, der Sänger und Gitarrist ist (Soul, Blues). Bei uns zu Hause lief viel Musik, vor allem Soul und R’n’B wie Stevie Wonder oder Marvin Gaye. Ich habe mir damals auch Videokassetten von Queen zum Geburtstag gewünscht und liebte die ausdrucksstarke Art von Freddie Mercury.

Ich habe mit so 13 angefangen in Bands zu spielen, damals am E-Bass. Danach ging ich dann über zu Keyboards und Synthesizern und hatte meine ganze Jugend hindurch mehrere eigene Bands. Meine ersten Gehversuche in einer DAW habe ich mit Ableton live 4 oder 5 gemacht, da war ich um die 16 und habe mit einem Freund Songs aufgenommen. Danach habe ich meine ersten Produktionen gemacht und ich habe damals schon gemerkt, dass das etwas ist, was mir liegt und Spaß macht. 

Ich habe dann nach dem Abitur klassisches Klavier studiert, die Klassik habe ich immer sehr geliebt und ich liebe sie immer noch; vor allem die Werke von Beethoven und Schumann. Nebenbei habe ich aber nie aufgehört bei Pop-Acts oder in Big Bands zu spielen. Ich hängte nach meinen Klassik-Bachelor dann noch einen Abstecher in den Master „Jazzkomposition“ dran, merkte aber schnell, dass ich meinen eigenen Weg gehen möchte, mehr Richtung Popkultur und Produktion. Auch mit Pia habe ich während des gesamten Studiums Musik gemacht und Live- Gigs gespielt. 

So hat sich das entwickelt und über die Zeit habe ich mir das Produzieren so angeeignet, dass wir mittlerweile völlig autark unsere Songs produzieren können. Auch unsere Homestudios haben sich immer weiterentwickelt und wir haben mittlerweile ein ganzes Sammelsurium an Keyboards, Synths, Gitarren, Cello, Akkorden etc. 

Momentan interessiere ich mich sehr für’s mixen und möchte da das Studio noch um analoges Outboard-Gear wie PreAmps und Kompressoren erweitern. 

Pia: Ich bin in einer Musiker-Familie mit viel klassischer Musik aufgewachsen: mein Vater ist Kirchenmusiker und meine Eltern sind beide Chorleiter. Bei uns wurde immer viel Musik gemacht und gesungen. Seit ich sieben Jahre alt war, hab ich einige Versuche mit Instrumentalunterricht gestartet: Akkordeon, Geige, Hackbrett, Klavier, Cello. Richtig geklickt hat es dann erst als ich mir mit 15 ein paar Gitarrenakkorde beibrachte und begann Songs zu schreiben und zu singen. Seither war Singen mein ein und alles.
Mit 16 ging ich in an die Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl, lernte dort Carina kennen und wir begannen gemeinsam Songs zu schreiben und Musik zu machen. Nach der Chorleiter-Ausbildung begann ich das Jazzgesang Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Mannheim und beendete den Bachelor of Music an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Während des Studiums waren Carina und ich immer im Kontakt und haben in dieser Zeit letztendlich unser Projekt Madsius Ovanda gegründet.

Mit welcher Software produziert ihr denn?

Wir nutzen Ableton Live 11, ProTools (das vor allem für’s vocal-recording) und Logic. 

Nehmt ihr eure Musik zu Hause auf, oder geht ihr in ein Studio?

Teils teils. Letztes Jahr hatten wir ein Studio in Berlin, aber momentan ziehen wir es vor, zu Hause zu produzieren, da wir so unabhängiger sind und jederzeit eine Idee aufnehmen können. Unser langfristiger Plan ist es dennoch, ein eigenes Studio in Berlin aufzubauen. Manche Sachen produzieren wir sogar unterwegs im Zug, im Park oder im Café, mit einem Mini-Midikeyboard von AKAI (LPK25), das in jeden Rucksack passt :). Damit verwenden wir dann zum Beispiel die V Collection von Arturia oder die Synthesizer Serum und Diva. 

Welche Instrumente spielt ihr?

Carina: Klavier ist mein Hauptinstrument und wenn ich aufnehme oder produziere spiele ich öfters meinen Prophet 08 Synthesizer, E-Bass und E-Gitarre ein. Vocals nehme ich auch gern auf. 

Pia: Gesang ist definitiv mein „Hauptinstrument“. Die Gitarre ist im Songwriting Prozess oft mein Akkordinstrument. Außerdem spiel ich Cello, Akkordeon und Klavier. 

Habt ihr während der Produktion jeweils ein Gebiet, aus das ihr euch fokussiert? Spielt zum Beispiel eine die Instrumente ein, die andere die Drums?

Ja, Pia macht ein bisschen mehr Songwriting und Lyrics, Carina ein bisschen mehr Produktion, Drumprogramming, Arrangement und Synths. Dadurch ergänzen wir uns sehr gut. Pia spielt Cello, was zu den Streicherarrangements auf unserem neuen Release „Unread Letters“ geführt hat. 

Auf der Platte haben wir alles selbst eingespielt und eingesungen bis auf einen Track, der „A Decade In Denial“ heißt, da hat Roman Klobe den E-Bass und Pia’s Schwester Teresa Allgaier die Geige eingespielt. 

…und wie ist es beim Songwriting? Macht ihr das zusammen, oder schreibt eine den Text, die andere die Melodien?

Das ist von Song zu Song verschieden, meistens bringt aber eine von uns eine Idee mit ins Studio und wir arbeiten dann gemeinsam daran. Manchmal bleiben auch die ersten Ideen bestehen und nur das Gewand ändert sich. Manchmal bleibt die Melodie und der Text ändert sich vollständig. Wir haben zum Beispiel einen älteren Song im Repertoire, den wir sehr mögen und irgendwann haben wir gemerkt, dass der Text gar nicht mehr zu uns passt. Wir haben dann einen neuen Text geschrieben und das hat den Song nochmal auf eine ganz andere Ebene gebracht. Dann kam plötzlich auch die Inspiration für eine andere Produktion. 

Viele Songs oder Ideen brauchen einfach Zeit um sich zu entwickeln und wir sind froh, dass wir meistens mit dem Handy mitschneiden, wenn wir eine Idee haben. 

Trennt ihr das Songwriting denn von der Produktion?

Nicht unbedingt, wobei es schon öfter vorkommt, dass wir Demos sammeln, die aus Chords (Gitarre oder Keys) plus Vocals bestehen. Manchmal beginnt ein Song aber auch mit einem coolen Riff oder Sound. 

Unser neuester Erfahrungswert ist, dass Demo-Vocals von Stimmung und Emotion her oft magisch sind und es schade ist, wenn man diese aufgrund von Klangqualität nicht final verwenden kann. Pia nimmt jetzt deshalb auch schon alle Demo Vocals mit einem Großmembranmikro auf, sodass wir im Fall des Falles auch die Demo-Vocals für finale Produktionen nutzen können. So geschehen beim Song „Not Enough“, der am 20. Mai zusammen mit unserer EP rauskommt.

Wir finden, der emotionale Inhalt, der transportiert wird, bzw. der Inhalt an sich, ist das wichtigste und weniger der Weg, mit dem man diesen transportiert. Das kann durch Text, Melodie oder auch durch einen speziellen Sound passieren.

Gibt es Elemente bei der Produktion, bei denen ihr euch mal uneinig seid? Wenn ja, wie geht ihr damit um?

Das ist tatsächlich bisher irgendwie so richtig noch nicht vorgekommen. Es gibt natürlich den Fall, dass eine mal was anders machen würde, hier finden wir aber im Prozess immer eine Lösung und uns ist wichtig, dass wir uns für das entscheiden, was für die Musik am besten ist. Wir sind der Meinung, dass Kompromisse beim Musik machen seltener zum Ziel führen, als sich richtig hundertprozentig für eine Idee oder Sache zu entscheiden. 

Wenn ihr euren Musikproduktionsablauf, also alles von Songs schreiben bis zur Aufnahme, in drei Worten beschreiben müsstet, welche wären das?

leidenschaftlich, innig, vielschichtig 

Verratet ihr mir, was euer aktuelles Lieblingsgadget ist, für die Musikproduktion?

Carina: Die neue Comping Funktion für’s Recording bei Ableton live 11. Damit kann ich viel entspannter aufnehmen und die Takes auswählen. 

Pia: Meine Gitarre, da bin ich nämlich grade am forschen nach neuen Sounds. 

Ihr musstet ja leider ein paar Konzerte absagen dieses Jahr, bringt aber auch noch eine EP raus. Habt ihr sonst noch Konzerte oder Veröffentlichungen geplant 2022?

Im Moment konzentrieren wir uns darauf, neue Musik zu schreiben und zu produzieren, und die kommt natürlich irgendwann raus, wann ist allerdings noch nicht klar 🙂
Auf unseren Socials und unserer Homepage kündigen wir aber alles an, was kommt

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen und ich freue mich darauf, was es in Zukunft noch musikalisch von euch zu hören gibt. Das grade erschienene Musikvideo zu „Not enough“ findet ihr hier unten.

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