
JUC – Songwriting
Ich freue mich sehr, dass erste Spec!al präsentieren zu können. In den Specials wird es nicht mehr rein um die technische Seite der Musikproduktion gehen, sondern auch um angrenzende Themen. In diesem inspirierenden Interview mit Musikproduzentin und Sängerin JUC, sprechen wir über Songwriting und Texte. JUC hat zu diesen Themen ein par ganz fantastische Ideen, wie ich finde. Besonders spannend für alle, die ihre eigenen Songs produzieren wollen.
Liebe JUC, du bist unter anderem Songwriterin und Musikproduzentin. Was für Musik machst du denn?
Ich mache sehr vocal-lastigen, düsteren, melancholischen Elektro. Ich nenne es „Music for misfits“. Weil ich meinen Hörer*innen eine hedonistische Auszeit anbieten möchte vom unmenschlichen Leistungsdruck, der in unserer Gesellschaft herrscht.
Du machst ja noch einige Projekte nebenbei… magst du davon mal erzählen?
Ich singe nebenbei klassisch. Ich bin in einem Uni Chor und einem Vocal-Ensemble
für Alte Musik, mit denen ich im Sommer auch eine Aufzeichnung machen werde. Die klassische Musik war schon immer eine große Leidenschaft von mir.
Hast du denn als Kind Instrumental Unterricht gehabt?
Ja ich habe eine klassische Klavierausbildung und ich singe seit der Grundschule in Chören.
Ich hatte mal eine kurze Unterbrechung, als ich in einer Balkan-Band war, da hatte ich keine Zeit für den Chor.
Jetzt hast du ja schon ein bisschen erzählt, wie du zur Musik gekommen bist..
Genau, dazu kam noch, dass mein Vater Produzent und Komponist ist. Die Musik war also nie weg aus meinem Leben. Ich muss wohl schon mit einem halben Jahr die Feuerwehrsirenen nachgesungen haben (lacht). Außerdem war ich schon mit vier im Studio, im Kinderchor Background und hab in meiner Kindheit schon einige CD-Produktionen mitgemacht.
Ich habe nebenbei schon Elektro Musik produziert, wobei meine Subkulturellen Wurzeln im Metal und im Gothic sind. Und ich habe auch viel Hip Hop gehört. Das ich Elektro musikalisch selbst verfolge, ist tatsächlich sehr neu, das mach ich erst seit 2019.
(…) Produzieren war für mich aber auch kein Fremdwort. Ich habe meinen ersten Track mit acht Jahren auf den Synthes von meinem Vater gemacht. (lacht) 2019 habe ich mir dann endlich eine Cubase Lizenz gekauft und habe dann innerhalb von fünf Monaten meine erste EP geschrieben. Dabei hab ich gemerkt, dass es genau das ist, was ich grade machen möchte.
Daraus ist dann JUC entstanden.
Ich würde von dir gerne noch ein bisschen was über Songwriting erfahren. Womit fängst du denn an und wie machst du weiter?
Das kommt drauf an (lacht). Ich habe nicht wirklich ein Schema. Letzten Sommer habe ich zum Beispiel eine 20 Days-20 Lyrics Challenge gemacht und habe jeden Tag einen Songtext geschrieben. Das war ganz cool, weil ab und zu fällt mir zu Songtexten dann auch direkt ein Song ein. Das ist eine Möglichkeit für mich. Und eine andere bin ich grade am erforschen… Ich habe beschlossen, dass ich mich mit dem Konzept von elektronischen Sinfonien befasse. Ich folge dabei dem Rahmen einer klassischen Sinfonie, aber mit Elektro. Eine Sinfonie besteht aus vier Sätzen, die ich versuche einzuhalten.
Gibt es etwas beim Songwriting, was dir am meisten Spaß macht?
Wenn die Grundidee steht… beziehungsweise, wenn die „Skizze“ da ist und dann geht es ans „ausmalen“, das macht mir eigentlich am meisten Spaß. Ich finde den Anfang zu finden schon anstrengend. Das Gefühl, wenn es geschafft ist, ist aber toll. Und für mich ist dieses „ausmalen“ dann eigentlich die Vocals recorden. Also wenn das Fundament steht und der Klangteppich da ist, dann die Harmonien und die Textur zu generieren und mit meiner Stimme zu arbeiten, das macht mir am meisten Spaß.
In Bezug auf Songstrukturen, gibt es da etwas, worauf du achtest?
Ja ich arbeite ganz gerne mit Spannungsbögen. Ich versuche ein auditives Storytelling…also Songs bis zu einer Katharsis aufzubauen. Ich kann damit starke Emotionen entladen und meine Hörer*innen möchte ich auch diese Plattform für ihre Gefühle bieten.
Und deine Texte? Wo und wann fängst du damit an?
Ich fand diese 20 Days-20 Lyrics Challenge sehr inspirierend. Ansonsten fange ich ja gerne mit den Hooks an, mit denen auch oft schon Textfetzen kommen. Ich vertraue da auf meine Intuition. Ich schreibe mir diese Textbrocken dann auf und von da entfaltet es sich dann. Es ist für mich ein sehr intuitiver Prozess.
Gibt es etwas auf das du besonders achtest beim Texten?
Ich versuche Füllwörter, oder Füllsätze zu vermeiden. Also in der ersten Version kommen die öfter mal vor und ich versuche sie dann konkreter zu formulieren. Es macht mir auch Spaß
Wörter zu finden die einfach schön klingen und die ein Gefühl noch konkreter beschreiben können.
Ich achte auch darauf, dass die Sachen auch gut klingen wenn man sie singt. Es gibt auch Wörter die einfach nicht so toll klingen. Also es ist nicht nur Inhalt, es ist auch Klangmalerei. Das sind so die zwei Säulen, zwischen denen ich meine Texte positioniere.
Jemand möchte selber anfangen Songs zu schreiben. Was würdest du ihr/ihm raten?
Mhh…finde eine starke Emotion in dir und versuch ihr Ausdruck zu verleihen. Das ist aber auch etwas sehr Individuelles. Ich weiß, dass es ganz viele tolle Leute gibt, die es schaffen positive Gefühle auszudrücken. Als meine erste EP entstanden ist, habe ich mich in einem Zustand von großem Schmerz befunden und um mit der Stärke dieser Gefühle klar zu kommen, habe ich Musik geschrieben. Ich merke, ich bin immer besonders outputstark, wenn etwas nicht rund läuft, oder wenn ich richtig euphorisiert bin.
Gibt es etwas, was dir hilft, Inspiration für deine Songs zu finden?
Neue Dinge lernen, neue Konzepte und Menschen kennenlernen, Philosophen lesen, sich mit Persönlichkeiten auseinandersetzen, reisen gehen. Also Dinge erleben… Während Corona leider nur eingeschränkt möglich. Ich habe im letzten Jahr zum Beispiel viele Sachbücher gelesen. Und ich folge auf Instagram und Youtube einigen Kanälen, die sich mit Kunst beschäftigen. Einfach nur Bilder anschauen und sich damit auseinandersetzen, was der Künstler/die Künstlerin gemeint hat. Ich habe dazu auch meine Kernthemen. Das eine ist der Hedonismus was mich immer inspiriert, also das Lustprinzip im Leben. Philosophische Themen sind für mich auch immer sehr spannend. Im Prinzip sind Hedonismus, Philosophie und Gefühle meine Inspiration.
Mehr über JUC erfahrt ihr auf ihrer Website und auf Instagram. Außerdem plant sie momentan eine ganz tolle Interviewreihe über FLINTA in der Musikwelt. Finden könnt ihr sie demnächst live auf Instagram. Und es steht ein Showcase an, den sie selber organisiert. Für elektronische Musiker*innen aus Süddeutschland, am 13.04.2022.

